Die Spieltechnik
Servais bewirkte vor allem einen großen Fortschritt in der Bogentechnik. Eine lockere Bogenführung ermöglichte Akkordbrechungen in einem schnellen Tempo, sehr lange Bogenbindungen und Staccato in Auf- und Abstrich. Er erneuerte ebenfalls die Technik für die linke Hand: mit langen Passagen im Daumenspiel, und in hohen Stellungen wird der Tonumfang empfindlich erweitert. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern hat Servais es verstanden, eine virtuose Bogentechnik mit einer virtuosen Linkehandtechnik zu kombinieren.
Servais hinterlegte diese Neuerungen nicht schriftlich Er brachte sie als Lehrer seinen Schülern bei, die wiederum spätere Generationen beeinflussten. Er verarbeitete diese technischen Schwierigkeiten in seinen Six Caprices, Opus 11. Diese sechs Studien werden auch heute noch weltweit in Musikakademien und Konservatorien gelernt.
Der Stachel
Servais ist überdies in die Geschichte eingegangen als Erfinder des Stachels, wodurch das Instrument viel lockerer gehandhabt werden konnte.
Bis in der ersten Hälfte des neunzehntes Jahrhunderts hielt der Cellist sein Instrument zwischen den Beinen geklemmt. Es stützte auf den Waden. Das verursachte eine etwa verkrampfte Streichbewegung und machte darüber hinaus das tiefe Register schwierig bespielbar. Servais´ Verdienste müssen aber relativiert werden, denn vorher stellten manche Cellisten schon ab und zu ein Bänkchen oder ein Holzstück unter das Instrument. Servais aber befestigte einen Stachel aus Metall unter sein Cello und war wahrscheinlich der erste Cellist, der immer mit einem Stachel spielte. Über seine Schüler und durch sein häufiges Auftreten hat er aber besonders dazu beigetragen, diese Spielweise einzuführen.
Einige Jahrzehnte später war die Spielweise mit diesem verstellbaren Stachel allgemein üblich. Das bewirkte eine Umwälzung im Cellospiel: das Instrument konnte nun viel lockerer gehandhabt werden; nun wurde mit dem ganzen Körper gespielt, mit dem Erfolg einer größeren Virtuosität.